Kinaesthetics in der Pflege Kinaesthetics in der Pflege

Bewegungskompetenz für Gesundheits- und Sozialberufe

Der Kinaesthetics-Peer-Tutoring-Kurs

Es ist eine große Herausforderung, Kinästhetik-Lernprozesse in einem Betrieb nachhaltig zu integrieren. Die Erfahrung zeigt, dass Peer-TutorInnen auf den einzelnen Abteilungen dazu beitragen, dass die Lernprozesse nicht versanden und die Entwicklung weitergeht.
Peers (engl.) sind Gleichrangige, in diesem Fall die KollegInnen in einem Team, die einen Grund- oder Aufbaukurs besucht haben und in ihrem beruflichen Alltag die Kinästhetik anwenden.
Das Wort Tutor bezeichnet den (Privat)lehrer, Ratgeber. Eine Peer-TutorIn ist selbst ein Peer, also eine KollegIn, die normal im Team mitarbeitet – aber mit einem kleinen Unterschied: Sie kann KollegInnen des Teams in bestimmten Situationen mit ihrem Know-how in Kinästhetik unterstützen und begleiten.

TutorIn ist dabei nicht in dem Sinn gemeint, dass sie zu allen Fragen der Mitarbeitenden fertige Lösungen präsentieren kann. Ihre Rolle besteht vielmehr darin, gemeinsam mit den KollegInnen Situationen des Alltags zu analysieren und mit ihnen nach passenden Ideen und Möglichkeiten zu suchen, um die Lernprozesse aller Beteiligten zu unterstützen.
Die Grundlage dazu bilden ihre eigene Bewegungskompetenz, ihr Verständnis der menschlichen Bewegung und insbesondere die Fähigkeit, gemeinsam mit anderen über Bewegungserfahrungen zu lernen.

Zielgruppe

Der Peer-Tutoring-Kurs Kinaesthetics in der Pflege – Bewegungskompetenz für Gesundheits- und Sozialberufe richtet sich an fortgeschrittene AnwenderInnen der Kinästhetik, die an einem Kinaesthetics-Aufbaukurs teilgenommen haben und in ihrem Abteilungsteam eine unterstützende Rolle bei der Anwendung der Kinästhetik einnehmen wollen.


Ziele

Die Teilnehmenden

  • nutzen die 6 Konzepte der Kinästhetik zur Erweiterung der eigenen Bewegungskompetenz, zur Analyse von Pflege- und Betreuungssituationen sowie in Anleitungssituationen mit Team-KollegInnen.
  • setzen ihre eigene Bewegungskompetenz gezielt ein, um mit KlientInnen/BewohnerInnen und Team-KollegInnen Pflege- und Anleitungssituationen als Lernprozesse zu gestalten.
  • passen ihre alltägliche Unterstützung von ihnen anvertrauten Menschen so an deren individuelle Situation an, dass diese aufbauend auf ihren vorhandenen Kompetenzen lernen und sich entwickeln können.
  • unterstützen gezielt die Entwicklung der Handling-Kompetenz der einzelnen Team-KollegInnen.

Inhalte
  • Phase 1:
    Lernumgebung gestalten für mich
  • Phase 2:
    Lernumgebung gestalten mit KlientInnen
  • Phase 3:
    Lernumgebung gestalten mit Team-KollegInnen
  • Abschluss:
    Abschlussveranstaltung: Meine Rolle als Peer-TutorIn

Methodik
  • Einzelerfahrung:
    Gestalten und Analysieren von Unterschieden in den eigenen Aktivitäten anhand der Konzeptblickwinkel.
  • Partnererfahrung:
    Gestalten und Analysieren von Unterschieden in Aktivitäten mit anderen Menschen.
  • Anwendungserfahrung:
    Analysieren und Dokumentieren von Aktivitäten und Anleitungssituationen im Berufsalltag.
  • Planen und Umsetzen des eigenverantwortlichen Lernprozesses im Berufsalltag und in der Lerngruppe.
  • Dokumentieren der Lernprozesse von KlientInnen/BewohnerInnen.
  • Dokumentieren und Auswerten des eigenen Lernprozesses.

Formelles

Nach erfolgreichem Abschluss des Peer-Tutoring-Kurses erhalten die Teilnehmenden von Kinaesthetics Schweiz das Peer-Tutoring-Zertifikat.
Der Peer-Tutoring-Abschluss ist die empfohlene Voraussetzung für die Teilnahme an einer Ausbildung zur Kinaesthetics-TrainerIn Stufe 1.


Kinaesthetics in der Pflege
Bewegungskompetenz für Gesundheits- und Sozialberufe

Dieses Programm thematisiert die Entwicklung der Bewegungskompetenz im Rahmen eines beruflichen Pflege-, Therapie- oder Betreuungsauftrages gegenüber anderen Menschen. Es kommt im Krankenhaus, in der ambulanten Praxis, professionellen häuslichen Pflege, Rehabilitation, Altenpflege oder im Behindertenbereich zur Anwendung.

Menschen erfahren sich dann als krank oder behindert, wenn sie die Bewegungen, die ihren alltäglichen Aktivitäten zugrunde liegen, nicht mehr selbst ausführen können. Es ist eine große Herausforderung für Pflegende, TherapeutInnen oder Betreuende, sie so zu unterstützen, dass die Gesundheitsentwicklung aller Beteiligten gefördert wird.

In Pflege-, Therapie- oder Betreuungssituationen geht es oft um Interaktionen über Berührung und gemeinsame Bewegung.

Diese sind dann hilfreich, wenn die Menschen, die Unterstützung benötigen, ihre Bewegungsmöglichkeiten so weit wie möglich ausschöpfen und ihre Bewegungskompetenz erhalten und erweitern können. Dadurch entfalten sie mehr Eigenaktivität und werden schneller mobil. Sie fühlen sich nicht wie ein Gegenstand, der wegen eines „Defektes“ behandelt wird, sondern erfahren sich selbst als wirksam in Bezug auf ihre Gesundheitsentwicklung.

In Kinaesthetics in der Pflege Bewegungskompetenz für Gesundheits- und Sozialberufe lernen die Teilnehmenden durch die Entwicklung ihrer Bewegungskompetenz, Menschen nicht wie eine Sache zu manipulieren, sondern sie in ihrer eigenen Bewegung lern- und gesundheitsfördernd zu unterstützen. Gleichzeitig lernen sie, ihre eigenen arbeitsbedingten gesundheitlichen Risiken zu verringern. 

Was ist Kinästhetik?

Das zentrale Thema der Kinästhetik ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Bewegungs-
kompetenz in alltäglichen Aktivitäten. Die Qualität unserer meist unbewussten Bewegungsmuster hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheitsentwicklung und Lebensgestaltung.
Eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde und selbstständige Lebensgestaltung ist eine große Vielfalt von Bewegungsmöglichkeiten. Insbesondere geht es um die Fähigkeit, die eigene Bewegung gezielt an sich verändernde Bedingungen anpassen zu können. Mithilfe der Kinästhetik können Menschen jeden Alters die Qualität der eigenen Bewegung, den persönlichen Handlungsspielraum und die Anpassungsfähigkeit im Alltag bearbeiten.
Die bewusste Sensibilisierung der Bewegungswahr-
nehmung und die Entwicklung der Bewegungs-
kompetenz durch die Kinästhetik leisten einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheits-, Entwicklungs- und Lernförderung.